Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„La fiancée du pirate“ / „Moneten für das Kätzchen“

Frankreich, 1969

La fiancée du pirate“ habe ich entdeckt durch die Liste „The female gaze: 100 overlooked films by women“ des BFI und der deutsche Titel „Moneten für das Kätzchen“ ist das, was passiert, wenn ein feministischer Film einer französischen Regisseurin, für den sie sogar in Venedig den „Goldenen Löwen“ erhielt, auf das patriachalisch-geprägte Spießertum Deutschlands Ende der Sechziger Jahre trifft: die starke Frauenfigur wird verniedlicht und kleingemacht.
Marie (Bernadette Lafont) lebt zusammen mit ihrer Mutter und einem schwarzen Ziegenbock zurückgezogen im Wald in der Nähe eines französischen Provinzdorfes, wo sie als Haushaltshilfe bei einer Gutsherrin arbeitet. Als ihre Mutter bei einem Unfall mit Fahrerflucht ums Leben kommt, sehen die Männer des Dorfes ihre Chance gekommen, die unliebsame junge Frau loszuwerden.
Doch Marie versteht es durch bezahlte Liebesdienste nicht nur ihren Lebensunterhalt mehr als gut zu sichern, sondern vor allem auch die Männer von sich abhängig zu machen.
Ihr einziger wahrer Freund ist der fahrende Schausteller Andre (Michel Constantin), der mit einem mobilen Kinoprojektor von Dorf zu Dorf fährt und Abenteuerfilme vorführt. Er empfiehlt ihr, sich bei nächster Gelegenheit bei ihm den Film „Die Piratenbraut“ anzusehen, da er ihr bestimmt gefallen würde.
Wenn sie am Ende ihre Stöckelschuhe in den Graben wirft und barfuß über die Landstraße zum nächsten Ort spaziert, in dem Andre „Die Piratenbraut“ zeigt, wird sie nicht nur das Patriachat eines Dorfes zum Einsturz gebracht haben, sondern sich auch dessen letztem Symbol entledigt haben.
Regisseurin Nelly Kaplan ist eine bissige Satire über Doppelmoral und die Zerbrechlichkeit des Patriachats gelungen, die in der deutschen Fassung nicht nur um einige Szenen gekürzt sondern auch durch die Synchronisation noch etwas mehr in Richtung leichte Komödie oder Posse verschoben wurde.
Die DVD von Pidax Film enthält zwar die vollständig restaurierte Fassung, deutsche Untertitel gibt es allerdings nur für die zuvor nicht enthaltenen unsynchronisierten Szenen und leider nicht für die französische Tonspur.



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