Finnland, 2022
Der finnische Regisseur Jalmari Helander wurde in den frühen 2000ern mit seinem Kurzfilm „Rare Exports Inc“ und dessen Fortsetzung durch die originelle Neu-Interpretation des Weihnachtsmannes zur Internetsensation. Ein Erfolg, an den er mit seinen Langfilmen bisher nicht wirklich anschließen konnte.
Daran kann auch sein dritter Spielfilm „Sisu“ zugegebenermaßen nichts ändern.
Unter der Veröffentlichung meines Reviews zu „Blood & Gold“ des deutschen Regisseurs Peter Thorwarth auf Facebook fand sich sinngemäß ein Kommentar „Nazis und Gold. Das klingt fast nach ‚Sisu‚“.
Ja, tut es.
Abgesehen von dieser groben thematischen Ähnlichkeit und der Tatsache, dass es sich in beiden Fällen um Exploitationfilme handelt, hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.
Und um es vorwegzunehmen: den direkten Vergleich gewinnt der deutsche Film um Panzerkolonnenlänge.
„Sisu“ erzählt die Geschichte des finnischen Ex-Soldaten Aatami Korpi (Jorma Tommila), der sich in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs mit der Ausbeute einer Goldader zur Ruhe setzen will. Leider trifft er auf dem Weg in die nächste Stadt auf deutsche Soldaten auf ihrem Vernichtungsrückzug. Korpi, den sie auch „den Unsterblichen“ nennen, erweist als hoch überlegener Gegner, der seinem Beinamen alle Ehre macht.
Darin liegt dann auch eines der Hauptprobleme des Films, denn wirkliche Spannung kommt dadurch, dass Korpi wirklich jede noch so eigentlich tödliche Begegebenheit überlebt, nicht wirklich auf.
Und Charakterzeichnung gibt es in dem Film so überhaupt gar keine, auch gerade bei den Bösewichten nicht, die zwar Nazis sein sollen, aber erschreckend beliebig sind in ihrer Boshaftigkeit, die über misogyne Arschlöcher in Uniform nicht so recht hinauskommt.
Was bleibt sind ein paar wirklich schöne Landschaftsaufnahmen von Kameramann Kjell Lagerroos und ganz viel Blut und Körperteile von Menschen und Tieren, die auf Panzer, Minen oder eben Korpi treffen.
Wem das reicht, wird für anderthalb Stunden ganz gut unterhalten.
Satt und zufrieden hat mich das Ganze allerdings so gar nicht gemacht.
Wer einen guten Nazi-Exploitationfilm sehen will, mit toll geschriebenen und gespielten Charakteren aus Fleisch und Blut, tatsächliche Bezugnahme auf nationalsozialistisches Gedankengut und für einen Exploitationfilm gut gemachtes Female Empowerment (was „Sisu“ uns da in einer kurzen Szene verkaufen will, ist ein mehr als schlechter Witz), greife zu „Blood & Gold“ auf Netflix. „Sisu“ kann eins dann mal, wenn er irgendwann umsonst auf Prime läuft, nachschieben. Muss eins aber nicht.
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