Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Kokon“ / „Cocoon“

Deutschland, 2020

Bewertung: 4.5 von 5.

Deutsche Filme auf ausländischen Veröffentlichungen zu gucken, fühlt sich immer etwas seltsam an, doch „Kokon“ gehört wie „Schlaf“ oder „Schweigend steht der Wald“ zu jenen deutschen Gegenwartsfilmen, die es im eigenen Land nur bis zur DVD gebracht haben, in England oder Frankreich aber die Aufmerksamkeit und Veröffentlichung bekommen , die sie eigentlich verdienen. So hat der zweite Film der deutschen Regisseurin Leonie Krippendorff denn auch als Blu-ray des British Film Institute den Weg in meine Sammlung gefunden.
Er spielt im Sommer 2018 in Berlin und dreht sich um die 14jährige Nora, die zusammen mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Jule bei ihrer alleinerziehenden Mutter in Kreuzberg aufwächst. Wenn sie sich nicht gerade um die Raupen kümmert, die sie züchtet, hängt sie (sehr zum Leidwesen der beiden) mit ihrer Schwester und deren besten Freundin Aylin ab, denn eigene Freunde hat das schüchterne Mädchen nicht.
Und auch niemanden, dem sie anvertrauen könnte, dass sie auf Mädchen steht.
Das ändert sich, als sie Romy kennenlernt, die neu in die Parallelklasse ihrer Schwester kommt, denn das rebellische Mädchen mit den kurzen Haaren nimmt sie und ihre Probleme und Sorgen ernst. Und schon bald entwickelt sich mehr als nur Freundschaft zwischen den beiden Außenseiterinnen.
Regisseurin und Drehbuchautorin Leonie Krippendorff begegnet ihren Figuren auf Augenhöhe und umschifft gekonnt die Klischees und Untiefen deutscher Teenagerkomödien und -filme. Lena Urzendowsky zeigt mit ihrer einfühlsamen Darstellung der Nora, warum sie zu den interessantesten und talentiertesten und zu Recht meist beschäftigsten Jungschauspielerinnen in Deutschland gehört, während Jella Haase als Romy wie auch schon im ebenfalls 2020 entstandenen „Berlin Alexanderplatz“ erneut beweisen darf, dass soviel mehr in ihr steckt als die Chantal aus der „Fuck U Goethe“-Reihe.



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