Schweden, 2024, 6 Folgen
„Ronja Räubertochter“, Astrid Lindgrens 1981 erschienenes Kinderbuch wurde nur vier Jahre später von Tage Danielsson verfilmt, nachdem der ursprünglich angedachte Regisseur Olle Hellbom, der ansonsten so ziemlich jeden Film und jede Serie nach den Werken Lindgrens, die wir heute kennen, gedreht und ihnen seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt hatte, noch während der Drehvorbereitungen verstorben war.
Trotzdem trug der Film (von dem es auch eine etwas längere Fernsehfassung in 3 Teilen gibt) seine typischen Merkmale und fügte sich posthum perfekt in sein Schaffen ein.
40 Jahre später haben sich Drehbuchautor Hans Rosenfeldt und die Regisseurin Lisa James Larsson u.a. mit der Unterstützung von Netflix und der ARD daran gemacht, die Geschichte neu zu erzählen.
Dazu erweitern sie diese sowohl räumlich als auch zeitlich, neben der gespaltenen Räuberfeste, in deren beiden Teilen die verfeindeten Banden von Mattis und Borka hausen, deren Kinder Ronja und Birk sich anfreunden, gibt es nun ein Dorf mit Bewohner*innen und eine geheimnisvolle Söldnerin, die die Räuber zur Strecke bringen soll.
Mit den neuen weiblichen Figuren wird die ursprüngliche Parabelhaftigkeit der Erzählung, in der Ronja und ihre Mutter der vernünftige Gegenpol zu den in ihrem Zwist und ihren Traditionen gefangenen Räubern waren, aufgebrochen zugunsten realistischerer und ambivalenterer Figuren. Auch Ronjas Abwendung vom Lebensstil ihres Vaters wird ausführlicher und begründeter dargestellt.
Die märchenhaften Elemente des Romans fallen dabei keineswegs unter den Tisch, erfahren aber durch die weitaus düsterere Inszenierung eine leichte Verschiebung in Richtung Fantasy, gerade die Wilddruden wirken um einiges bedrohlicher, was sich auch in einer höheren Altersfreigabe niederschlägt.
Die fünfzehnjährige Kerstin Linden spielt die Titelfigur mit ansteckender Begeisterung und auch die anderen Darstellenden machen ihre Sache durchweg sehr gut, auch wenn die zweite Hauptrolle neben Ronja sicherlich die rau-wilde Landschaft spielt, die von Kamerafrau Frida Wendel in beeindruckenden Bildern eingefangen wird.
Wer sich mit den Änderungen und Ergänzungen anfreunden kann, wird hier über 6 Folgen á etwa 40 Minuten sicherlich gut unterhalten, da Aussage und Stimmung des Buchs wie ich finde trotzdem erhalten bleiben (anders als z.B. bei der unsäglichen Modernisierung von „Die rote Zora„), muss aber anschließend mindestens bis zum Frühjahr auf die zweite Staffel warten, wobei die erste gefühlt nur das erste Drittel des Buches abdeckt. Alle anderen gucken lieber noch mal die alte Verfilmung und baden in Nostalgie.
Hinterlasse einen Kommentar