Deutschland, 1984
„Abwärts„, gerade frisch erschienen (dieser Beitrag stammt ursprünglich aus 2022) als 3-Disc-Edition (4K-UHD, Blu-ray basierend auf dem 4K-Scan, Soundtrack-CD), ist nach Aussage des Labels Subkultur Entertainment die erfolgreichste und am schnellsten ausverkaufte Veröffentlichung innerhalb ihrer „Edition Deutsche Vita“, was vor allem daran liegen dürfte, dass sich es bei dem Film eben nicht wie bei den meisten anderen Titeln der Reihe um ein „Nischen“-Produkt handelt, das wie z.B. Roland Klicks „Deadlock“ nur echten Cineast*innen oder wie der Euro-Crime-Kracher „Zinksärge für die Goldjungen“ von Jürgen Roland nur ausgesprochenen Genre-Liebhaber*innen bekannt sein dürfte, sondern um einen echten Publikumserfolg aus den 80er Jahren, der dem Regisseur Carl Schenkel den Weg nach Amerika öffnete und der zudem bisher (unverständlicherweise) noch in keiner würdigen Heimkinoveröffentlichung verfügbar war.
Carl Schenkel erzählt in seinem Action-Kammerspiel die Geschichte von vier Menschen, die nach Feierabend im Aufzug eines Bürohochhauses stecken bleiben.
Der junge Hannes Jaenicke, der später vor allem als Fernsehschauspieler Karriere machen sollte, gibt hier als rebellischer Pit sein Filmdebüt.
Götz George bot sich mit „Abwärts“ die Möglichkeit neben seiner Rolle als Duisburger Tatort-Kommissar Schimanski, die er seit 1981 innehatte, endlich mal wieder einen Kinofilm zu drehen. Zusammen mit dem Erfolg der in den beiden folgenden Jahren gedrehten Schimanski-Filme bedeutete „Abwärts“ für ihn tatsächlich die Rückkehr ins Kino, wo er spätestens ab den 90er Jahren seine enorme Wandlungsfähigkeit als Schauspieler unter Beweis stellen konnte.
Die Rolle des Werbetexters Jörg, der eine Affäre mit seiner Kollegin Marion (Renée Soutendijk) hat, die ebenfalls mit im Aufzug feststeckt, ist (trotz des Anzuges) eine typische Götz George-Figur, machohaft, aufbrausend und von sich selbst eingenommen.
Das genaue Gegenteil davon ist der großartige Wolfgang Kieling, zwei Jahre vor seinem viel zu frühen Tod, als Buchhalter Gössmann: ruhig und bis zur Unauffälligkeit in sich gekehrt, bis auch in ihm langsam die Panik hochsteigt.
Je mehr die Situation zwischen den vier Menschen eskaliert, desto unruhiger wird auch die Kamera von Jaques Steyn. Zu Beginn noch distanzierter Beobachter, rückt sie den Figuren immer näher, drängt sich an sie heran und zwischen sie und zieht den Zuschauer somit unmittelbar ins Geschehen hinein.
Schenkel ist mit „Abwärts“ straff und gekonnt inszeniertes Spannungskino gelungen, dessen teils schablonenhafte Figurenzeichnung durch die sehr guten Schauspielleistungen mehr als ausgeglichen wird und das auch heute, fast 40 Jahre nach seiner Entstehung, noch mehr als sehenswert ist.
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