Großbritannien, 2014
„The Duke of Burgundy“ war der dritte Film des britischen Autorenfilmers Peter Strickland und stellt tatsächlich meine erste Berührung mit dessen Werk dar.
Die junge Cynthia arbeitet als Dienstmädchen auf dem Landsitz der älteren Evelyn, doch was wie ein schwieriges Arbeitsverhältnis anmutet, das von Erniedrigungen geprägt ist, entpuppt sich schon bald als erotisches Rollenspiel zwischen zwei Frauen, in dem die Machtverhältnisse gar nicht so sind wie sie zu sein scheinen.
Strickland erzählt im Interview, der Ausgangspunkt für die Idee zu „The Duke of Burgundy“ sei seine Faszination für das europäische Soft-Sexkino der Siebziger, insbesondere des spanischen Vielfilmers Jess Franco gewesen. Jedoch ist sein Film keineswegs eine billige Hommage an den Euro-Sleaze, ganz im Gegenteil.
Die Erotik in Stricklands Film ist keine Erotik des Körpers, schon gar nicht des zur Schau gestellten, sondern eine Erotik des Spiels, der Worte und der Phantasie, tief verwurzelt im BDSM, aber ohne die Machismen, die uns in Filmen wie „50 Shades of Grey“ fälschlicherweise als SM verkauft werden. Männer kommen in Stricklands Film ohnehin keine vor (und der titelgebende Duke ist nichts anderes als ein Schmetterling).
Gehüllt in die traumartigen Bilder des Kameramannes Nic Knowland, untermalt von den sphärischen Klängen des italienischen Duos Cat’s Eyes und getragen vom wundervoll zurückhaltenden Spiel seiner Hauptdarstellerinnen Sidse Babett Knudsen als Cynthia und Chiara D’Anna als Evelyn erzählt Strickland von der komplexen Beziehung zweier Frauen und beleuchtet dabei Fragen nach dem Ausdruck von Liebe und Begehren, vom Umgang mit Eifersucht, Selbstzweifeln und (sexuellen) Bedürfnissen.
Wer eine stringente Geschichte mit dem Schwerpunkt auf Handlung braucht oder Sexszenen sucht, die sich auf das Abfilmen nackter Körper beschränken, ist hier in beiden Fällen definitiv falsch. Wer sich jedoch auf Film als Form der Poesie einlassen kann und bereit ist Erotik als mehr als nur Sex zu verstehen, wird mit einem der sinnlichsten (und schönsten) Filme belohnt, die ich seit langer Zeit gesehen habe.
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