Deutschland, 1949
Ein Mann steht während der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in einer Todeszelle in Berlin-Moabit und starrt auf die Namen und Hinrichtungsdaten der Menschen, die vor ihm in dieser Zelle waren, dann erscheint die Einblendung „Es begann vor 20 Jahren“ und das Publikum weiß genau, dass damit nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Hans und Lotte gemeint ist, die nun rückblendend erzählt wird.
Wolfgang Staudtes „Rotation“ steht leider völlig zu Unrecht im Schatten seiner Filme „Die Mörder sind unter uns“ (1946), „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959) oder „Der Untertan“ (1951), mit denen er sich als das filmische schlechte Gewissen Nachkriegsdeutschlands etablierte.
Seine Geschichte des gelernten Druckers und Mechanikers Hans, der versucht sich in den schweren Zeiten der Weimarer Republik mit seiner geliebten Lotte eine Familie aufzubauen und angesichts des unaufhaltsamen Aufstiegs der Nationalsozialisten glaubt, unpolitisch bleiben zu können, bis er schließlich von seinem eigenen Sohn wegen eines unbedachten Moments an die Gestapo verraten wird, zeichnet sich durch eine wirklichkeitsgetreue Milieuzeichnung und Staudtes interessante Regieeinfälle aus.
Die Gitterstäbe seiner Zelle finden immer wieder Entsprechungen im Film als Symbole von Kontrolle und Zwang, denen sich Hans entziehen zu können glaubt, in dem er sie einfach ignoriert.
Paul Esser brilliert ebenso als Hans wie die wunderbare Irene Korb in ihrer ersten Filmrolle als seine Geliebte und spätere Frau Lotte und der junge Karl Heinz Deickert als ihr von der NS-Ideologie verblendete Sohn Hellmuth.
Staudtes Film ist ein antifaschistisches Manifest, eine eindringliche Mahnung, dass es kein unpolitisches Leben geben kann und darf, vor allem nicht im Faschismus, aber auch nicht im Danach, in dem es unsere Menschenpflicht ist, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Damit ist er gerade heute vielleicht sogar noch aktueller als er es zu seiner Entstehungszeit schon war.
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