DDR, 1951
Mit seiner Verfilmung des gleichnamigen, 1914 entstandenen und 1918 veröffentlichten Romans von Heinrich Mann ist Wolfgang Staudte eine kongeniale Adaption gelungen, in der er es, bei aller Werktreue, meisterhaft versteht, die Geschichte um den opportunistischen Emporkömmling Diederich Heßling in seine ganz eigene, für ihn typische Mischung aus beißender Gesellschaftssatire, scharf beobachteter Charakterzeichnung und kunstvollen Regie-Einfällen zu kleiden.
Die Kamera von Robert Baberske begleitet die Figur des Diedrich Heßling nicht nur, sondern entlarvt sie zugleich, stellt sie immer wieder bloß. Dieser kommentierende Blick und der feine Hintersinn der von einer Erzählerstimme aus dem Off vorgetragenen Textpassagen aus Manns Roman, die sich nahezu perfekt ergänzen, brechen die brilliante Darstellung des jungen Werner Peters ironisch, dem es bei aller Überzeichnung, die sich aus der Konzentration aller negativen Eigenschaften des deutschen Spießbürgers in einer einzigen Person ergibt, beeindruckend gelingt, diesen Heßling immer noch als Menschen und nicht als reine Karikatur darzustellen.
Mann hatte in seinem Roman den drohenden 1. Weltkrieg vorangekündigt und aufgezeigt wie Bückbürgertum und Opportunismus den Weg dahin geebnet haben. Staudte verlängert diese Projektion in den letzten Einstellungen seines Filmes durch das kurze Ertönen der Fanfaren der NS-Wochenschau und anschließenden Bildern der zerbombten Stadt bis zum deutschen Faschismus und darüber hinaus.
Dass der Film nicht zuletzt wegen dieser Schlussszene bei Erscheinen in Westdeutschland von der Presse zerrissen, von Staats wegen verboten und später zuerst nur gekürzt veröffentlicht wurde, sagt im Übrigen viel darüber aus, wie sehr Staudte auch mit diesem Film, ganz ähnlich wie vorher mit „Die Mörder sind unter uns“ und später mit „Rosen für den Staatsanwalt“ und „Die Herrenpartie“ den Finger tief in die gern versteckte Wunde der fehlenden Aufarbeitung der jüngsten NS-Vergangenheit gebohrt hat.
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