Deutschland, 2022
Bei Erscheinen wurde der Film des Regisseurs und Drehbuchautors Mike Marzuk („Sommer„, „Fünf Freunde 1-5„) wegen seiner Darstellung der indigenen Ureinwohner heftig kritisiert und löste die unsägliche „Winnetou-Debatte“ aus, in der sich viele berufen fühlten, das Idol ihrer Kindheit wogegen auch immer verteidigen zu müssen.
Was dabei nur selten erwähnt wurde ist die ungeheure Queer-/Transfeindlichkeit und der Ableismus des Kinderfilms.
Der Schweizer Schauspieler Anatole Taubman („Dark„, „Versailles„) spielt den Bösewicht Todd Crow, der den Spitznamen Tante Todd trägt und weibliche Pronomen verwendet, als eine widerwärtige Mischung aus ungepflegtem Jack Sparrow in schwarzen Klamotten und einer infantilisierenden Darstellung von Neuro-Divergenz, die sich in witzig gemeinten Ticks und der Verwendung von Babysprache äußert. Letzteres vor allem gegenüber den Mitgliedern seiner Bande (oder Familie wie er sie nennt), die alle samt und sonders entweder körperlich behindert (z.B. nur ein gesundes Auge) oder offensichtlich etwas geistig zurückgeblieben sind.
Dass Erwachsene gerade in deutschen Kinderfilmen gerne mal als dumm oder „schwer von Begriff“ dargestellt werden, mag teilweise als misslungener Versuch von kindlichem Empowerment durchgehen (wobei Empowerment nie über die Herabsetzung des Gegners erfolgen sollte), bekommt aber bei der Systematik dieses Films einen deutlich ableistischen Ausdruck.
Die rechtskatholische Zeitung „Die Tagespost“ sah darin laut Wikipedia „pointierte und provokante Kommentare zur LGBTQ- und Gender-Debatte“ und feierte den Sieg des traditionellen Familienbildes am Schluss des Films über das „Zerrbild einer echten Familie„, das Todds Bande darstelle.
Wer bisher dachte, Queerfeindlichkeit und Ableismus wären das Vorrecht deutscher Komödien, wird hier eines besseren belehrt.
Ein zutiefst reaktionäres, durch seine Ausrichtung an ein kindliches Publikum umso widerwärtigeres Machwerk, dessen Berufung auf Karl May sich nur in ein paar Namen und der Übernahme des rassistischen Motivs der „edlen Wilden“ zeigt.
P.S.: Leider lässt das System des Blogs keine Null-Sterne-Bewertung zu, deswegen steht da oben widerwillig ein halber Stern.
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