Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„La novia ensangrentada“ / „The Blood Spattered Bride“

Spanien, 1972

Bewertung: 4.5 von 5.

Ein Mann, der den ganzen Film über tatsächlich namenlos bleibt und auch im Abspann nur als „El“ also „Er“ angeführt wird, kehrt mit seiner frisch vermählten Braut Susan (Maribel Martin, „Das Versteck„) auf das Anwesen zurück, auf dem er einst aufgewachsen ist und auf dem ein düsteres Geheimnis lastet.
Schon bald wird Susan von erotischen aber auch gewalttätigen Träumen von einer blonden Frau (Alexandra Bastedo) geplagt und bei der Suche nach der Ursache findet sie zusammen mit der Carol, der Tochter des Dienerpaars, im Keller des Anwesens das Bild einer Vorfahrin ihres Mannes: Mircala Karstein, die ihren Ehemann in der Hochzeitsnacht grausam ermordet soll. Ist dies die Frau aus ihren Träumen?
Genrefans und insbesondere Vampirfans werden vielleicht schon beim Titel des Films aber spätestens beim Namen Karstein die Ohren gespitzt haben.
Ja, genau, bei dem 1972 entstandenen Film des spanischen Regisseurs Vicente Aranda handelt es sich um eine Adaption von Sheridan le Fanus berühmter lesbisch-erotischer Vampirnovelle „Carmilla„, seit Ende letzten Jahres dank des großartigen Labels Subkultur Entertainment nun erstmalig vollständig und frisch restauriert und synchronisiert in Deutschland auf Blu-ray erhältlich. Die Erstauflage enthält zudem ein Booklet, in dem Filmkritiker Stefan Jung den Film kenntnisreich in das Gesamtschaffen des Regisseurs einordnet, von dem außerhalb Spaniens leider nur sein 1965 entstandener „Fata Morgana“ in den USA für Heimkino erhältlich ist.
Vicente Aranda war kein Genreregisseur wie Jess Franco („Vampyros Lesbos„) oder Jean Rollin („The Shiver of the Vampies„), auch wenn es Kritiker gibt, die ernsthaft Vergleiche zu Rollin ziehen, die „The Blood Spattered Bride“ aber nun wirklich nicht verdient hat, sind Erotik und Gewalt bei ihm doch nicht nur billige Schauwerte sondern Teil einer für sein Werk typischen philosophischen und gesellschaftskritischen Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, Sexualität und den gewaltsamen Machtstrukturen des Patriachats. Die gotische Schauergeschichte dient ihm dabei nur als Blaupause, die er aber als solche ernst nimmt, wodurch ihm die wohl beste Verfilmung des Stoffes neben Harry Kümels Über-Klassiker „Blut an den Lippen“ gelingt.



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