Deutschland, 1960
Ende der 50er Jahre in einem kleinen Dorf in der Eifel: die alljährliche Kirmes hat schon begonnen, nur der Karussellschausteller hat sich verspätet und so muss er das Loch für die Verankerung seines Fahrgestells graben während rundherum schon Trubel und Vergnügen in vollem Gange sind. Wie es der Zufall so will, legen die Arbeiter dabei ein Skelett frei nebst einem Wehrmachtshelm und einer Maschinenpistole, die zu einem jungen Wehrmachtssoldaten (Götz George) gehörten, der in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs desertiert und sich im Keller seiner Familie versteckt hält.
Wolfgang Staudte verarbeitet in „Kirmes“ erneut die beiden zentralen Themen seiner politischen Filme: die fehlende Aufarbeitung der NS-Vergangenheit bei gleichzeitigem Erhalt vorhandener Machtstrukturen (war es in „Rosen für den Staatsanwalt“ ein Reichskriegsrat, der nach dem Krieg schön weiter Karriere machen konnte, so ist es hier der ehemalige Ortsgruppenleiter, der nun Bürgermeister ist), sowie die Durchdringung und Zerstörung der Familie durch das System des Faschismus.
Die Szene, in der die kleine Schwester fröhlich die Plakate aufhängt, die sie von der Hortleiterin bekommen hat und auf denen aufgefordert wird, Deserteure anzuzeigen, ohne dass sie diese versteht, gehört zu den bedrückendsten und beängstigsten Momenten des Films.
Doch wo in „Rotation„, in dem ein Sohn seinen Vater an die Gestapo verrät, am Ende Versöhnung und die Hoffnung auf eine bessere Zeit stehen, übertönt in „Kirmes“ zum Schluss die dudelnde Musik jene Stimmen, die nach Aufklärung rufen.
Insgesamt erreicht der Film jedoch nicht ganz die inszenatorische und schauspielerische Dichte sowie erzählerische und moralische Wucht der anderen hier von mir schon vorgestellten Filme Staudtes erreicht, unerwähnt sollte er jedoch (gerade wegen der oben erwähnten Szene) nicht bleiben.
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