Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Rosen für den Staatsanwalt“

Deutschland, 1959

Bewertung: 5 von 5.

Noch kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wird der Gefreite Rudi Kleinschmidt vom Kriegsgerichtsrat Dr. Wilhelm Schramm wegen des angeblichen Diebstahls von zwei Dosen Scho-Ka-Kola-Schokolade zum Tode verurteilt. Ein alliierter Fliegerangriff vereitelt jedoch zufällig die Vollstreckung des Urteils und Kleinschmidt kann fliehen, wobei ihm das Papier mit seinem Todesurteil vor die Füße fliegt und er dieses einsteckt.
Einige Jahre später, Schramm ist der Ent-Nazifizierung entgangen und mittlerweile als Oberstaatsanwalt tätig, während Kleinschmitt sich als herumreisender Verkäufer von Trick-Spielkarten über Wasser hält, treffen die beiden Männer zufällig wieder aufeinander.
Wolfgang Staudte hatte bereits 1946 mit „Die Mörder sind unter uns“ einen Stachel wider das Vergessen in das Fleisch des deutschen Publikums getrieben, an dem er in den Folgejahren immer wieder gerne herumrüttelte. So auch mit „Rosen für Staatsantwalt„.
Was dem Titel nach wie eine Liebeskomödie klingt, ist in Wirklichkeit eine bitterböse Satire auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit gewohnt messerscharfen Dialogen, bei denen das Lachen gerne mal im Halse stecken bleibt.
Walter Giller in der Paraderolle des kleinen Mannes und Martin Held als ewig gestriger Staatsanwalt werden dabei von namhaften Kolleg*innen unterstützt, von Ingrid van Bergen und Inge Meysel über Wolfgang Peters und Ralf Wolter bis zum begnadeten Kabarettistenduo Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller.
Nur wenige deutsche Filme aus dieser Zeit besitzen heute, außer vielleicht dem im gleichen Jahr entstandenen „Die Brücke“ von Berhard Wicki, noch eine solche Aktualität und Relevanz wie Staudtes Mahnungen angesichts des Hangs der deutschen Öffentlichkeit zum Verdrängen und Vergessen.
Das in letzter Zeit oft beschworene „Nie wieder“ ist nicht jetzt. Es war immer schon und wird immer sein.
Staudtes Filme lehren uns das auch heute noch und dank der vom Ministerium für Kultur und Medien finanzierten Restaurierung und der Veröffentlichung durch das Label Filmjuwelen können wir ihnen auch weiterhin zuhören und zuschauen, wenn wir denn nur wollen…



2 Antworten zu „„Rosen für den Staatsanwalt“”.

  1. […] völlig zu Unrecht im Schatten seiner Filme „Die Mörder sind unter uns“ (1946), „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959) oder „Der Untertan“ (1951), mit denen er sich als das filmische schlechte […]

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  2. […] der NS-Vergangenheit bei gleichzeitigem Erhalt vorhandener Machtstrukturen (war es in „Rosen für den Staatsanwalt“ ein Reichskriegsrat, der nach dem Krieg schön weiter Karriere machen konnte, so ist es hier […]

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